Dysmorphophobie -neue Sucht bei Jugendlichen

Immer mehr junge Leute leiden an einer Körperschema-Störung und mit geringem Selbstwertgefühl und hoffen auf Hilfe beim plastischen Chirurgen für ihr vermeintliches Leiden. Sie fühlen sich durch einen subjektiv wahrgenommenen Makel entstellt. Aber eine Operation nutzt da wenig, bei über 80 Prozent der Patienten verschlechtert sich der Zustand nach dem Eingriff sogar,denn mit dem Skalpell lässt sich vielleicht der Körper, aber nicht die eigene Wahrnehmung
des Körpers modellieren.

Viele Betroffene lassen sich deshalb mehrfach operieren, in der Hoffnung irgendwann doch einmal so auszusehen, dass sie selbst damit zufrieden sind. Meist wird dieses Ziel jedoch nicht erreicht, was viele Betroffene in Depressionen verfallen. Manche sehen sich auch nicht mehr in der Lage, ihren Beruf auszuüben. Vor anderen Menschen wird die Sorge, entstellt zu sein, aus Scham meistens verheimlicht. Andere Personen haben auch oft Schwierigkeiten, den Makel zu erkennen, was der Erkrankung im Volksmund auch den Namen der „Eingebildete Hässlichkeit“ verliehen hat. Frauen sind dabei meist auf Gesicht, Hautbild, Nase, Brust, Hüften oder Beine fixiert, Männer auf Körperbehaarung, Muskelmasse oder Genitalien. Menschen, die unter einer Dysmorphophobie leiden, Ifinden sich nämlich äußerlich total entstellt, abstoßend und hässlich. Sie hassen sich dafür und ekeln sich vor sich selbst. Und da sie sich selbst hassen und ablehnen, haben sie panische Angst vor Ablehnung und negativen Reaktionen ihrer Mitmenschen. Ihre Hässlichkeit existiert aber nur in ihren Augen. Ihre Hässlichkeit machen sie an einem Makel oder Schönheitsfehler fest, der für Außenstehende meist nicht erkennbar ist, weil er nämlich nur in den Augen der Betroffenen existiert !

Die Krankheit entwickelt sich schleichend. Meist beginnt sie in der Pubertät, oft mit zunächst nachvollziehbaren Beschwerden wie Hautunreinheiten oder unregelmäßigem Bartwuchs. Charakteristisch ist die übermäßige, geradezu zwanghafte Beschäftigung mit dem subjektiv empfundenen Makel, sei es in Form von zeitraubenden Kontrollblicken in den Spiegel, aufwändigem Make-up oder spezieller Kleidung. Denn dieser ist in ihren Augen der alleinige Urheber aller, ihrer  Probleme.Ohne Behandlung tendiert die Dysmorphophobie zur Chronifizierung. Oft kommen weitere Störungen wie Depressionen hinzu. Die Lebensqualität ist in jedem Fall erheblich eingeschränkt. In schweren Fällen trauen sich die Betroffenen kaum mehr aus dem Haus und vermeiden öffentliche Kontakte mit entsprechenden privaten wie beruflichen Konsequenzen. Der Selbstwert der eigenen Person wird ausschließlich über das Aussehen definiert – da dieses als hässlich eingeschätzt wird, fühlen sich die Betroffenen entsprechend minderwertig.Bei Männern, die auf ihren Penis fixiert sind,  geht das sexuelle Selbstvertrauen  komplett den Bach hinunter. Sie gehen keine Beziehungen mehr ein oder brechen bestehende Beziehungen ab.

Begleitet wird die Dysmorphophobie auch von negativen Emotionen und Gefühlen:
Depressionen
Selbstunsicherheit
Minderwertigkeitsgefühle
Angst vor Ablehnung
Angst, etwas falsch zu machen, verlassen zu werden, jmd zu enttäuschen
Angst auf andere Leute zuzugehen mit den zureden usw.
Neidgefühle
Wut und Hass auf sich und andere
Einsamkeitsgefühle
Eifersucht

Was für kognitiv-verhaltenstherapeutische Möglichkeiten gibt es?
Weil bei der Dysmorphophobie der tatsächliche Makel nicht dem empfundenen Makel entspricht, bietet eine kosmetisch-medizinische Behandlung keine ausreichende Hilfe. In der psychotherapeutischen Behandlung geht es als erstes darum, die Angst der Person, hässlich zu sein, ernst zu nehmen und zu verstehen. Dazu werden individuelle Ursachen und aufrechterhaltende Bedingungen erarbeitet. Im geschützten Raum der Therapie werden dazu Verhaltensexperimente zur Überprüfung von negativen Erwartungen (z.B. die Erwartung, von anderen Menschen wegen der Hässlichkeit abgelehnt zu werden) und Übungen zum Umgang mit dem eigenen Aussehen (z.B. mit Hilfe von Videoaufzeichnungen oder Spiegeln) durchgeführt. Im weiteren Behandlungsverlauf wird es wichtig sein, die im Alltag normalerweise auftretenden Versuche, das eigene Aussehen zu kontrollieren, zu unterlassen und die Reaktionen anderer Menschen zu beobachten. Dadurch kann die individuelle Bedeutung des Aussehens und die Bewertung der eigenen Person durch andere herausgefunden und gegebenenfalls verändert werden. Im Einzelfall können weitere Elemente wie das Problemlöse- und Kommunikationstraining (mit Angehörigen) bzw. das Kompetenztraining indiziert sein.
In der Regel erstreckt sich die Behandlung über 45 Sitzungen. Wenn der Betroffene jedoch außerdem an einer   Depression leidet, wird vor Beginn der „eigentlichen“ Therapie die Depression behandelt. Dann ist mit einer Behandlungsdauer von ca. 60 Terminen zu rechnen. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann bei guter Therapiemotivation in ca. 3/4 aller Fälle zu einer Linderung der Symptome verhelfen.