Heilkraft aus der Ananas: Enzyme gegen Schmerz und Schwellung
Bei der Behandlung der schätzungsweise jährlich rund einer Million Sportverletzungen in der Bundesrepublik könnte die Enzymtherapie künftig jedoch eine immer wichtigere Rolle spielen. Enzyme lassen typische Sportverletzungen wie Prellungen und Stauchungen in der Hälfte der üblichen Zeit abheilen.
Enzyme können Entzündungen zwar nicht verhindern, sondern nur ihren Ablauf beschleunigen. Das erklärt ihre
Breitbandwirkung bei vielen Erkrankungen,schränkt aber auch gleichzeitig ihre Einsatzmöglichkeiten ein: Enzyme wirken nach dem bisherigen Stand der Forschung nur gegen Erkrankungen, die mit Entzündungen oder Gewebeverletzungen verbunden sind.
Selbst Gelenkspezialisten, wie der Wiesbadener Professor Klaus Miehlke, sehen in Enzymen eine hochwirksame, sanfte Alternative zu klassischen Rheumamitteln. Wissenschaftler an rund einem Dutzend deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten suchen nach neuen Einsatzmöglichkeiten von Enzymen gegen unterschiedlichste Krankheiten.
Das am häufigsten untersuchte Enzym ist das der Ananaspflanze: Bromelain eröffnet der pflanzlichen Enzymtherapie neue Möglichkeiten und hat sich dank aktueller Forschung in der Praxis sehr gut bewährt. Bromelain enthält gleich einen ganzen Enzym-Cocktail und hat u. a. bei postoperativen Schwellungszuständen, diversen Infektionen und Sportverletzungen seinen Einsatz gefunden.
Das aus der Ananas gewonnene Bromelain wird aus den Stämmen der Ananaspflanze gewonnen, da er dort eine höhere enzymatische Aktivität aufweist als das in der Ananasfrucht selbst enthaltene Bromelain. Die Aktivität von Enzymen wird in Europa in F.I.P.-Einheiten angegeben, eine Festlegung durch die Organisation Fédération Internationale Pharmaceutique: 1 mg Bromelain hat danach eine Aktivität von 5 F.I.P.-Einheiten. Die empfohlene, therapeutisch wirksame Tagedosis ist bereits in 2 x 1 Tablette Bromelain à 500 F.I.P.-Einheiten enthalten. Um einen ähnlichen Effekt zu erzielen, müsste man 32 kg Ananasfrüchte täglich verzehren.
Bromelain ist eine Protease, also ein Enzym, das Eiweiße spaltet. Hierin ist u. a. die heilende Wirkung von Bromelain begründet, denn Bromelain spaltet Eiweiße, die bei Verletzungen aus dem Blut in das beschädigte Gewebe gelangen. Dadurch reduziert sich die Schwellung, der Druckschmerz nimmt ab. Zudem wirkt Bromelain der Entzündung entgegen und verbessert die Fließeigenschaft des Blutes und erzielt so eine erhöhte Durchblutung im entzündeten Gewebe, so dass sich die Heilung beschleunigt.
Auch bei Krebserkrankungen wird eine Enzymtherapie mit Bromelain stellenweise bereits mit großem Erfolg angewandt, um die konventionelle Krebsbehandlung zu ergänzen. Beispielsweise mindert Bromelain die nach Operation, Chemotherapie und Bestrahlung auftretenden Schwellungen. Gegenstand neuester Forschung ist, inwieweit die Neubildung von Metastasen verhindert werden kann. So ist besser zu verstehen, dass unter Enzymtherapie eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität berichtet wird.