Bulimie und Sexualhormone
Bulimie ist die häufigste Form der Essstörung und ist bei Frauen zehnmal häufiger anzutreffen als bei Männern. Ein Drittel der weiblichen Bulimie-Erkrankten zeigen ein metabolisches Ungleichgewicht, das diese Form der Essstörung erklären kann.Bulimie ein Komplex ist, der neben psychologischen Erkrankungskomponenten auch hormonelle und genetische Ursachen hat. Die bulimischen Frauen in einer aktuellen Studie des Karolinska Institutes in Schweden hatten höhere Gehalte von dem männlichen Sexualhormon Testosteron und wiesen weniger Östrogen auf als die gesunden Frauen der Kontrollgruppe.
Die Bulimie ist eine der weitverbreitesten Essstörungen. In der Altersklasse der 18 25 jährigen Frauen leiden rund 20 Prozent an dieser Ess-Brechsucht. Die Folgen dieser Krankheit sind sowohl physisch als auch psychisch gravierend. Die Bulimieerkrankung stellt eine Manifestation von psychischen Ursachen dar, die vorrangig behandelt werden müssen.Allgemein wird Bulimie als mentale Störung betrachtet und mit einer kognitiven Therapieform und Antidepressiva behandelt.
Bulimiekranke Frauen haben aber häufig einen gestörten Hormonstoffwechsel. Die Menge des Testosteron, das auch für Hungergefühle verantwortlich ist, kann bei dieser Ess-Brech-Sucht deutlich über den Normalwerten liegen.
Eine gezielte Hormontherapie führte zu einer Stabilisierung dieser Disbalance und verringerte Heißhungeranfälle.Eine optimale Hunger-Sättigungs-Regulation kann nur stattfinden, wenn die dafür verantwortlichen Hormone in ausreichendem Maße vorhanden sind. Ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt hat in vielen Fällen erhebliche Auswirkungen auf die Stoffwechsellage des Einzelnen. Die Untersuchungen am schwedischen Karolinska Institut lassen einen engen Zusammenhang einer Störung im Hormonsystem und der Entstehung von Bulimie vermuten. Besonderer Bedeutung kommen dabei den beiden Sexualhormonen Testosteron und Östrogen zu. Eine Hormontherapie ist daher zusätzlich als unterstützende Maßnahme zu einer psychotherapeutischen Behandlung anzusehen.
Die Wissenschaftler untersuchten 77 kranke Frauen und 59 gesunde Kontrollpersonen auf ihren jeweiligen Hormonstatus. Frauen mit erhöhten Testosteronwerten und erniedrigten Östrogenwerten erkrankten häufiger an Bulimie als diejenigen, bei denen die Hormonwerte im Normalbereich lagen. Anschließend wurden über einen Zeitraum von drei Monaten 21 Patientinnen mit einer Hormontherapie bahandelt, um das Ungleichgewicht der Sexualhormone im Stoffwechsel auszubalancieren.
Mit östrogenhaltigen Standard-Antibabypillen konnten die hohen Testosteronwerte der Bulimie-Patientinnen senken. Damit gingen auch Hungergefühle und Heißhungerattacken zurück. Bei drei Patientinnen ließ die Ess-Brech-Sucht sogar komplett nach.Wird die erkrankung nicht therapiert, kommt es im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zur Schwächung der geistigen Leistungskraft. Zum Beispiel sei das Arbeitsgedächtnis sowie das vorausschauende und planende Denken eingeschränkt. Wenn die magersüchtige oder bulimische Patientin im Laufe der Therapie wieder an Körpergewicht zunimmt, soll es auch mit der Hirnleistung wieder aufwärts gehen. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass die Essstörung im Gehirn Spuren hinterlässt, sagte der Neuropsychologe Dr. Roy Murphy aus Bad Bramstedt im Jahre 2004.