Künstlicher Darmausgang - keine große Veränderung in der Lebensführung
Die Operation und die Anlage eines künstlichen Darm-Ausganges bedeutet für die Betroffenen oft einen Schock und bringt of körperliche und seelische Probleme mit sich.
Obwohl heute immer mehr Patienten ein Stoma erspart bleibt und Patienten mit Rektum- und Analkrebs, Polyposis und Proktokolitis kontinenzerhaltend operiert werden können, ist auch die Versorgung für Stomapatienten immer besser geworden.
Bei der Auswahl des richtigen Versorgungssystems müssen vor allem folgende Kriterien berücksichtigt werden:
- das Alter und die damit die manuelle Geschicklichkeit
- die beschaffenheit der Haut
- die Häufigkeit und Beschaffenheit der Ausscheidungen
- die Art und Plazierung des Stomas
Entscheidend ist vor allem die postoperative Phase, wo der Patient lernt, mit den veränderten Körperfunktionen umzugehen und das Stoma zu versorgen. Es ist daher üblich, dass Stoma bereits nach der Operation mit einem Ausstreifbeutel zu versorgen, um dem Patienten ein Gefühl der Unsauberkeit und der Geruchbelästigung zu ersparen.
Je nach Ursache der Erkrankung gibt es abgestimmte Versorgungssysteme:
Bei Kolostomie wird meist der geschlossene Einmalbeutel verwendet, der je nach Entleerungsfrequenz ein- bis dreimal pro Tag gewechselt wird.
Bei Ileostomie empfiehlt sich wegen der häufigen und dünnflüssigen Entleerungen ein Ausstreifbeutel.
Bei Urostomie müssen die Beutel über eine wirksame Rücklaufsperre verfügen und das ventil sollte den anschluss eine nachtbeutels ermöglichen.
Klebebeutel eignen sich nur für unempfindliche, narbenfreie Haut.
Bei empfindlicher Haut müssen Beutel mit hautschonenden Haftsubstanzen eingesetzt werden.Für eine gute Haftung ist hier ein Zusammenspiel von Hautwärme und Feuchtigkeit mit den speziellen Bestandteilen der Haftscheibe notwendig.
Um die Haftung zu sichern, kann jedoch noch eine zusätzliche Fixierung durch eine Klebefläche oder einen Gürtel erfolgen.
Wichtig für einen guten Sitz des Beutels ist die Wahl der richtigen Beutelöffnung.Sie soll das Stoma eng umschließen, aber nicht berühren, damit kein Stuhl auf die Haut gelangen kann. Beutel mit vorgegebener Ringgröße sind nicht optimal, sondern eine genaue Passform erreicht man nur durch ausschneidender individuellen Stomaform aus der Hautschutzplatte.
Da das Stoma in den ersten Monaten nach der OP schrumpft, ist ein regelmäßiges Messen des Stomadurchmessers und Anpassung der Lochgröße nötig.
Die meisten Beutelsysteme verfügung auch über integrierte Filter mit Aktivkohle , um Gerüche zu verhindern.
Der Patient braucht auch keine strengen Diätvorschriften zu befolgen:wichtig sind regelmäßige Essenszeiten, um einen gleichmäßigen Darmrhytmus zu erreichen. Ballststoffe und viel Flüssigkeit sorgen zusätzlich für eine gute Darmmotorik.
Jüngere Kolostomieträger, die über ein genügend langes Restkolon verfügen, können auch die Spülbehandlung( Irrigation) des Stomas erlernen. Es handelt sich hierbei nicht um eine "Darmwäsche", sondern nur um eine völlige Entleerung des Dickdarms mit 500 bis maximal 1000ml warmen Wassers. Die Ableitung des Stuhls erfolgt über den offenen Schlauchbeutel in die Toilette. Vorteil dieses Systems ist, dass Blähungen kaum auftreten und dass nach dem selbst gewählten Zeitpunkt der Entleerung meist bis zum nächsten Tag keine Entleerung mehr erfolgt.
Ileostomieträger müssen jedoch wegen ihrer voluminösen und dünnflüssigen Stühle besonders auf Kochsalz- und ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.Außerdem können scharfe Gewürze und Zitrusfrüchte die Aggresivität des Dünndarmstuhles erhöhen und zu Hautirritationen führen.
Patienten können sich mit ihren Problemen auch an Selbsthilfegruppen wenden, wo gezielte Beratung und auch Betreunung erfolgen.
Deutsche ILCO e.V.
Thomas-Mann-Str. 40
53111 Bonn
Tel: 0228 338894-50
Fax: 0228 338894-75
E-Mail: info@ilco.de
Internet: www.ilco.de