Hohes Lebensalter =Hohes Risiko dement zu werden

 

Es freut uns alle, wenn die Lebenserwartung zunimmt, und wir einen schönen, langen Lebensabend vor Augen haben, den wir  rüstig, aktiv und gesund genießen wollen.Aber kaum einer bedenkt, dass ein hohes Lebensalter auch viele Krankheiten mit sich bringt, die es vor Jahren kaum gegeben hat, weil die Leute schon vorher gestorben sind, bevor es zum Ausbruch der Krankheiten kam.Vor allem Demenzerkrankungen werden zum   kaum lösbaren Problem für eine alternde Gesellschaft!

Etwa die Hälfte der heute neugeborenen Mädchen wird nach Aussagen von Altersforschern vermutlich den 100. Geburtstag erleben. Jeder zweite Junge, der auf die Welt kommt, wird mindestens 95. 2060 liegt die durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen nach Angaben der Altersexperten Max Vaupel und Jim Oeppen bei 100 Jahren. Einig sind sich Wissenschaftler aber über das derzeitige, natürliche Lebensalter eines Menschen: Es beläuft sich auf 120 bis maximal 130 Jahre. Dieses Alter scheint genetisch festgelegt zu sein.
Aber bereits heute leben in Deutschland etwa 1,1 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Während bei den 65- bis 69jährigen weniger als zwei Prozent betroffen sind, steigt die Häufigkeit der Erkrankung bei Menschen, die 90 oder mehr Lebensjahre zählen, auf mehr als 30 v.H. an. Durch den demografischen Alterungsprozess ist in den nächsten Jahrzehnten zudem mit einem gravierenden Anstieg der Zahl erkrankter Männer und Frauen zu rechnen: Da jedes Jahr fast 200.000 Neuerkrankungsfälle hinzukommen, werden bis 2050 etwa 2,3 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen sein.
Derzeit ist eine "Heilung" der Demenz nicht möglich. Umso drängender sind daher die Fragen nach einer frühzeitigen Diagnose sowie einer umfassenden Versorgung und Pflege.
Unter den Oberbegriff "Demenz" fallen verschiedene Krankheitsbilder. Die am häufigsten vorkommende Demenz ist die Alzheimer-Erkrankung. Etwa zwei Drittel aller demenziellen Erkrankungen gehören dem Alzheimer-Typ an, 10 bis 20 Prozent sind durch Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht und werden als"vaskuläre Demenzen" bezeichnet. Darüber hinaus gibt es noch Mischformen beider Erkrankungen und weitere Formen wie z.B. die Parkinson-Demenz.

Man kann verschiedene Schweregrade unterscheiden: Eine leichte Demenz bezieht sich auf das Vorliegen von kognitiven Störungen, die die Bewältigung schwieriger Aufgaben einschränken, jedoch die selbstständige Bewältigung des Alltags noch erlauben. Von einer mittelschweren spricht man, wenn fremde Hilfe zur Bewältigung des Alltags erforderlich ist, wobei einige Fähigkeiten noch erhalten sind. Bei einer schweren Demenz ist eine dauerhafte Versorgung und Hilfe auch bei einfachsten alltäglichen Anforderungen notwendig. Neben der Gedächtnisstörung treten oft weitere, begleitende Symptome wie Apathie, Depression, Agitiertheit, Ängstlichkeit, Schlafstörungen und wahnhaftes Denken auf, die die Lebensqualität nachhaltig einschränken und damiteiner angemessenen psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung bedürfen.

Zu Beginn einer Erkrankung können die Auffälligkeiten so geringfügig sein, dass diese übersehen werden. Für die Diagnose einer Demenz muss neben dem Nachweis einer Abnahme kognitiver Fähigkeiten auch eine erhebliche Beeinträchtigung der Aktivitäten im täglichen Leben, etwa Ankleiden, Essen und persönliche Hygiene,vorliegen. Gerade die Beeinträchtigungen der alltagspraktischen Fähigkeiten bestimmen den Betreuungs- und Pflegeaufwand.

Demenzen sind chronische, fortschreitende Erkrankungen. Das wichtigste Ziel des Behandlungskonzepts ist es, so lange wie möglich die Funktionalität der Betroffenen zu erhalten, damit diese solange wie möglich weitgehend selbstständig ihr Leben gestalten können. Aus der Forschungsarbeit weiß man,dass die Veränderung der Gehirnsubstanz mit Eiweißablagerungen, die so genannten amyloid-haltigen Plaques, die zu weiteren Schädigungen der Nervenzellen und ihrer Verbindungen führen, bereits Jahrzehnte vor den damit verbundenen Symptomen beginnen. Biochemisch führt die Schädigung der Nervenzellen zum Verlust des Neurotransmitters Acetylcholin. Klinisch zeigtsich dies u.a. in der Abnahme der kognitiven Fähigkeiten und der Kompetenz alltägliche Aufgaben selbstständig zu erledigen. Da eine Heilung dieser Krankheit noch nicht möglich ist, konzentriert man sich in der Therapie darauf, das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern und deren Auswirkungen zu mildern.

Zur Zeit ist  die Therapie mit Acetylcholinesterase-Hemmern das Mittel der ersten Wahl. Denn durch die Hemmung der Acatylcholinesterase wird der Abbau von Acetylcholin gehemmt und die Konzentration an den prä- und postsynaptischen Rezeptoren erhöht. So können die kognitiven Fähigkeiten länger erhalten bleiben.

Die Mehrheit der Menschen mit Demenzen leben derzeit noch in privaten Haushalten. Dort werden sie zumeist von weiblichen Familienangehörigen betreut.Zukünftig wird sich die Situation aufgrund der vielen Singlehaushalte und Minifamilien, wo niemand zur Pflege eines Angehörigen zu Hause bleiben kann, drastisch verschlechtern.

Betreunungsarbeit ist teuer und wird kaum von der Rente des   Pfleglings und der Pflegeversicherung zu bewerkstelligen sein!Es wird kaum möglich sein, die Pflege an den emotionalen Bedürfnissen der Demenzerkrankten zu orientieren, solange die zunehmende Ökonomisierung aller Lebensbereiche in unserer Gesellschaft, zuerst von den betriebswirtschaftlichen Interessen der Einrichtungsträger bestimmt werden!
In einer überalteten Gesellschaft kann auch die Politik keine optimalen Rahmenbedingungen vorgeben und ökonomische Anreize so gestalten, dass die Berücksichtigung der Nutzer-Bedürfnisse sich für die betriebswirtschaftlich handelnden Leistungserbringer lohnt, und die Sozialversicherung langfristig finanzierbar bleibt.

Bei diesen Aussichten kann man nur mit Eugen Roth einer Meinung sein:

Manch einer hat es schon bereut, wenn er nicht ging zur rechten Zeit!