Wenn der Schmerz gelernt wird...

Extrem starke oder auch langanhaltende Schmerzen hinterlassen Spuren im Nervensystem und machen es sensibler für nachfolgende Schmerzreize, die auch viel schwächer sein können. Man  spricht dann von einem Schmerzgedächtnis. Dieses bewirkt, dass selbst sanfte Berührungen als schmerzhaft empfunden werden und stimuliert die Aussendungen von dauerhaften Nervenimpulsen, die als Schmerz empfunden werden, obwohl die Schmerzursache nicht mehr vorhanden ist. Der Schmerz wurde von unserem Gehirn gelernt und ist somit zu einer eigenständigen Erkrankung geworden, die schlimmer als die Grunderkrankung sein kann. Wie kann man dies verhindern?

Was geschieht, wenn unserem Körper Schmerz zugefügt wird? Der Körper nimmt Schmerzreize auf und Nervenbahnen leiten sie zum Rückenmark. Über Botenstoffe wird dann der Schmerz an das Gehirn weitergeleitet. Im Zwischenhirn erreicht der Schmerz schließlich unser Bewusstsein und in der Hirnrinde wird dann der Schmerz als Erfahrung abgespeichert! Um Dauerschmerzen zu vermeiden, muss man unbedingt vermeiden, bei einer akuten Erkrankung oder Verletzung den Helden zu spielen. Sprüche wie" ein Indianer kennt keinen Schmerz" oder " ein bisschen Schmerz muss der Mensch aushalten, haben ausgedient! Nur eine sofortige , adäquate Therapie verhindert, dass Akutschmerzen in Dauerschmerzen übergehen. Wie "nachtragend" unser Gehirn ist, zeigen die sog. Phantomschmerzen: Nach einer Amputation kann der Patient noch stärkste Schmerzen in einem nicht mehr vorhanden Körperteil spüren! In Deutschland sind zur Zeit  etwa 7, 5 Mio Menschen von chronischen Schmerzen betroffen, die bei Anwendung von effizienter Therapieverfahren keine oder erheblich weniger Schmerzen erleiden müssten.

Die WHO hat ein Stufenschema aufgestellt, das zuerst bei der Behandlung von Tumorschmerzen eingesetzt wurde, nun aber auch für andere chronische Schmerzen gültig ist. Je nach Behandlungsstufen und Intensität der Schmerzen werden drei Behandlungsstufen aufgestellt:

Stufe.1: Einsatz leichter Schmerzmittel ( Acetylsalcylsäüre, Paracetamol ), die gleichzeitig entzündungshemmend wirken

Stufe 2:Schwache Opioide ( Tramudin, Codein, Tilidin) die zur Wirkungssteigerung mit Medikamenten der Stufe 1 kombiniert werden können.

Stufe 3:Starke Opioide ( Fentanyl-Pflaster, Morphinpräparate) die am besten in Retard-Formen verabreicht werden

Ziel jeder Schmerztherapie ist es, den Patienten so rasch als möglich schmerzfrei zu bekommen, um den Aufbau eines Schmerzgedächtnisse zu verhindern!

Neben medikamentösen Maßnahmen, sollte man auch unterstützend alternative Therapien einsetzen, wie z.B. Akupunktur, Tens ( siehe Artikel in Datenbank) und Biofeedback.