Parodontose und Herzinfarkt- besteht ein Zusammenhang?

Untersuchungen haben gezeigt, daß zwischen chronischen Zahnfleisch-( bett)entzündungen
(Parodontitis) und kardiovaskulären Erkrankungen ein Zusammenhang besteht. Parodontitis marginalis oder allgemein als " Parodontose" bezeichnet, ist die häufigste Erkrankung der Mundhöhle und eine chronische, entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates. Sie zeichnet sich durch Blutungsneigung des Zahnfleisches, durch Ausbildung von Taschen, Abbau von Knochensubstanz und schließlich durch Zahnverlust aus. Bereits ab dem 40.Lebensjahr werden die meisten Zähne nicht wegen Karies, sondern wegen Parodontalerkrankungen extrahiert. Personen, die an Parodontalerkrankungen leiden, haben zudem ein 25% höheres Risiko an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken, als Personen, die keine Probleme mit dem Zahnfleisch haben. Was haben also die Zähne mit dem Herz zu tun?

Parodontitis entsteht aufgrund einer Infektion mit Bakterien, die auf der Zahnoberfläche akkumulieren (Plaque).Diese Keime sind gram-negativ und anaerob. Stoffwechselprodukte
( Lipopolysaccharide) dieser Keime lösen im Zahnfleisch  Entzündungsreaktionen aus, die mit der Freisetzung verschiedener Enzyme und Entzündungsmediatoren einhergehen.Diese Stoffe bewirken direkt die Zerstörung der paradontalen Strukturen.
Als Risikofaktoren gelten neben einer mangelhaften Mundhygiene vor allem Rauchen, Diabetes, HIV, Alter, Dauerstreß und genetische Faktoren. Bereits 40% der Bevölkerung über 20 Jahre weisen  Zahnfleischentzündung  aber noch ohne Knochenverlust auf.Im Gegensatz zur schweren Parodontitis marginalis sind Karies und leichte Zahnfleisch - entzündungen nicht mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko verbunden, doch es besteht ein Zusammenhang zwischen schlechten, oralem Zustand und koronaren, sowie zerbralen Gefäßveränderungen.
Die kausalen Zusammenhänge sind noch nicht eindeutig geklärt, aber folgende Möglichkeiten sind wahrscheinlich:
Chronische, bakterielle Infektionen werden seit einigen Jahren als zusätzlicher Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen angenommen. In atheroslkerotischen Plaques wurden bereits Mikroorganismen aus der Mundhöhle nachgewiesen. Auch andere "atherogene" Keime wie Chlamydien und Helicobacter spielen bei der Schädigung der Gefäße eine Rolle.
Stoffwechselprodukte ( Lipopolysaccharide) der pathogenen Mundhöhlenbakterien können in die Blutbahn eingeschwemmt werden und eine Reaktion mit den Blutkörperchen( Anstieg von Leukozyten- und Thrombozytenaktivität) oder mit den Plasmalipiden bewirken.
Welchen Stellenwert Parodontalerkrankungen als Risikofaktor der koronaren Herzkranheit in Vergleich zu den bereits allgemein bekannten Faktoren haben, muß noch in weiteren Untersuchungen abgeklärt werden.