Implantate sind nicht die besseren Zähne



Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter Parodontitis, einer häufigen Ursache für Zahnverlust. Doch auch Implantate sind durch Zahnbettentzündungen und Knochenabbau in Gefahr.
Auslöser für eine Parodontitis sind bakterielle Zahnbeläge, die zunächst zu einer Zahnfleischentzündung führen. Diese Entzündung kann sich jedoch auf den Zahnhalteapparat und den Kieferknochen ausdehnen.

Laut der vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie hat die Verbreitung der Parodontitis deutlich zugenommen. Jeder fünfte deutsche Erwachsene hat eine so weit fortgeschrittene Parodontitis, dass der Erhalt der Zähne gefährdet ist. Als Konsequenz ist jeder dritte Deutsche im Alter von 64 bis 75 Jahren in mindestens einem Kiefer völlig zahnlos.
Von Parodontitis betroffene Zähne werden heutzutage immer häufiger durch künstliche Zahnwurzeln (Implantate) ersetzt.
Ein Zahnimplantat ist eine künstliche Zahnwurzel. Es hat ein meist schraubenförmiges oder zylindrisches Design. Es wird in den Kieferknochen eingepflanzt, um verlorengegangene Zähne zu ersetzen. Ein Zahnimplantat übernimmt die gleiche Funktion wie die eigenen Zahnwurzeln, da es direkt mit dem Knochen verwächst: Es trägt Zahnersatz, z.B. Einzelkronen, Brücken, oder es kann herausnehmbaren Zahnersatz sicher verankern. Beim Zahnimplantat-Aufbau unterscheidet man den Implantatkörper, der in den Knochen eingebracht wird, und die Aufbauteile, mit deren Hilfe Kronen oder Haltestrukturen für Prothesen am Implantatkörper befestigt werden
Fast alle Implantate bestehen heute aus hochreinem Titan, da es besonders gewebefreundlich (biokompatibel) ist und mit dem Knochen einen sicheren Verbund bildet (Osseointegration). Allerdings kommen auch Keramikimplantate in den letzten Jahren immer mehr zum Einsatz. Allergische Reaktionen auf Titan und Keramik sollen nicht mehr vorkommen.
Grundlage für die Implantation von Zahnimplantaten ist aber ein ausreichend verfügbares Knochenmaterial im Kiefer des Patienten. Bei gezogenen Zähnen bildet sich das Knochmaterial zurück, was eine Implantation schwieriger macht.
Muss ein Knochenaufbau vor der Implantation erfolgen, verlängert sich damit die gesamte Behandlung für den Patienten. Dieser Aufwand lohnt, da die Erfolgsaussichten sehr gut sind. Nur bei Patienten mit sehr wenig Knochenmaterial kann es im Laufe der Zeit zum Implantatverlust im Oberkiefer kommen
Im Normalfall dauert das Einheilen der Zahnimplantate im Oberkiefer ca. 5 Monate, die der Unterkiefer ca. 3 Monate.
Die Erfolgsquoten über längere Zeiträume liegen bei über 90 Prozent, das heißt, in den meisten Fällen heilen Zahnimplantate nicht nur problemlos in den Kieferknochen ein, sondern nach zehn Jahren sind mehr als 90 Prozent der Zahnimplantate noch in Takt.

Implantate ragen wie natürliche Zähne durch die Schleimhaut in die Mundhöhle. Daher sind sie wie die Zähne ungünstigen Faktoren der Mundhöhle ausgesetzt. Diese sind: Speisereste, Zahnbeläge und die damit verbundenen Krankheitserreger. Bei unzureichender Pflege können ähnliche Prozesse wie beim natürlichen Zahn entstehen. Diese Prozesse können über Zahnfleischtaschen zu einem Knochenschwund führen und so das Zahnimplantat gefährden. Absolute Voraussetzung für einen Langzeiterfolg ist daher die gute Mundhygiene, die mit einer kontinuierlichen Betreuung auch nach Fertigstellung der Arbeit durch den Behandler unterstützt werden soll.

Weitere Risikofaktoren für den Langzeiterfolg sind starkes Rauchen und bestimmte Allgemeinerkrankungen wie Diabetes Typ I (Insulinspritzen), Längere Cortisonbehandlung z.B. bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen - aber auch ein schlechtes Knochenlager.
Das Implantat ist zwar eine sehr wertvolle Ergänzung der Therapiemöglichkeiten, aber keinesfalls
die stets pflegeleichtere oder robustere Alternative zu einem natürlichen Zahn.