Wenn ein Busen stört

60 bis 70 Prozent aller Jungen entwickeln während der Pubertät eine Brust. Die Gynäkomastie kann eine oder beide Brüste betreffen und die Entwicklung geht  von unaufällig bis offensichtlich. Die verantwortlichen Östrogene stammen aus Hoden, Nebenniere und dem Fettgewebe. Die dort ansässige Aromatase wandelt Testosteron in Östrogen um, weshalb übergewichtige Jungen häufiger zur Gynäkomastie neigen. Meist verschwindet diese Vergrößerung innerhalb einiger Monate bis zwei Jahre wieder ganz spontan.

Als Ursache für das vermehrte Brustwachstum wird eine Rezeptorstörung diskutiert. Man geht davon aus, dass Jungen mit erheblicher Gynäkomastie mehr oder empfindlichere Östrogen-Rezeptoren besitzen. Deshalb führen bereits kleine Hormonmengen zum Brustwachstum.
Aber auch gewisse Medikamente sowie der Gebrauch von Anabolika, Cannabis und Alkohol können für die Entstehung einer Gynäkomastie verantwortlich sein!

Diese Brustveränderung wird von den betroffenen Männern oft als peinlich empfunden und kann zu teilweise erheblichen Störungen des Selbstvertrauens führen. Auch wenn der Leidensdruck der Betroffenen bisweilen hoch ist, handelt es sich bei der Pubertätsgynäkomastie um einen physiologischen Prozess, der sich in den meisten Fällen spontan zurückbildet.

Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob die Gynäkomastie beginnt, bevor oder nachdem sich bei dem betroffenen Jungen die Schambehaarung entwickelt hat. Übermäßiges Wachstum der Brust bei fehlender Schambehaarung ist immer pathologisch und erfordert deshalb eine genaue Abklärung:

Hormonbestimmungen (Östron, Östradiol, Testosteron, Luteinisierendes Hormon, Follikel-stimulierendes Hormon, Thyreoidea-stimulierendes Hormon, Prolaktin)
Chromosomen-Analyse (Ausschluss eines Klinefelter-Syndroms)
Röntgenbild der Hand (Bestimmung des Knochenalters)
Sonografie der Nebenniere (Tumorausschluss).

Normalerweise sollte man - wenn andere Ursachen einer Gynäkomastie ausgeschlossen sind - grundsätzlich zwei Jahre warten, bevor man therapeutische Maßnahmen ergreift. Ist eine Behandlung erforderlich, stehen Aromatasehemmer, Antiöstrogene oder lokale Androgen-Salben zur Verfügung.

Bei ausgeprägter Gynäkomastie sind die genannten Substanzen aber nicht ausreichend effektiv. Für Jungen, die unter ihrer Gynäkomastie stark leiden, sollte man daher eine Operation erwägen. Dabei muss nicht nur der Drüsenkörper entfernt, sondern auch das Fettgewebe abgesaugt werden - sonst bleibt das kosmetische Ergebnis mangelhaft.In jedem Alter kann operiert werden aber nur nach einer endokrinologischen Untersuchung und einer Mammografie, die zeigen wird ob es sich überwiegend um Fett-oder Drüsengewebe handelt. Fettleibige Männer sollen nur dann operiert werden, wenn sie es schaffen durch eine Diät Gewicht abzunehmen

Was sind die Kriterien zur Objektivierung einer Gynäkomastie? Folgende Maße liegen zugrunde: horizontale Hautfalte unter Einschluß der Brustwarze von 2 cm (bei adipösen Männern 3 cm) oder Durchmesser des Brustwarzenhofes über 3 cm.