Von RU 486 zu Mifegyne
Die unendliche Geschichte einer Zulassung:
seit Anfang der 90-iger Jahre wurde die Einführung dieses Antigestagens
in Deutschland immer wieder von der Vatikan-Connection und sog.Lebensrechtlern
verhindert! Als " Abtreibungspille" in Verruf geraten, wurde dieses Präparat
zu einem Politikum. Mit Hinweisen, daß nicht genügend Erfahrungen
vorlägen - obwohl in Frankreich und England das Präparat
bereits seit 1988 als erfolgreiche, schonende Alternative bei Schwangerschaftsabbrüchen
eingesetzt wurde - hat man den deutschen Frauen diese Alternative bislang
verweigert.
Mit der Einführung von Mifegyne im
Oktober geht es nicht darum, die Zahl der Schwangerschaftsunterbrechungen
zu erhöhen, sondern bei einer bereits feststehenden Entscheidung der
betroffenen Frau, eine weitere, schonende Abbruchsmethode zur Verfügung
zu haben. Wie wirkt nun Mifepriston ( Handelsname Mifegyne)?
Der Wirkungsmechanismus beruht auf einem
sehr einfachen Prinzip:Man verändert den Spiegel des Schwangerschaftshormones.
Hormone sind Botenstoffe,die sich an bestimmte Moleküle ( Rezeptoren)
binden. Blockiert man die Rezeptoren der Zielzellen wie z.B. durch RU 486,
so wird ihre Aktivität behindert und die " Botschaft" geht verloren.Der
Körper produziert zwar im gleichen Umfang Hormone, doch bleiben die
Zielorte versperrt, weil sich RU 486 an die Rezeptoren des Progesterons
bindet,und damit dessen Wirkung blockiert. Läßt die Progesteronwirkung
nun nach, löst sich der Embryo von der Uteruswand und es kommt zu
Uteruskontraktionen. Eine menstruationsähnliche Blutung setzt ein
und die Schwangerschaft ist somit unterbrochen.
Man könnte Mifepriston auch vorbeugend
in der 2. Zyclushälfte einnehmen, um eine Einnistung des Embryos in
der Gebärmutter zu verhindern.
Merke: In
der Progesteronwirkung liegt die Voraussetzung für eine kontinuierliche
Schwangerschaft - bei Unterbrechung dieser Wirkung, ob auf natürlichem
oder künstlichem Weg, kommt es zum Abbruch.
Häufige Nebenwirkungen von Mifepriston
sind Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen.Versagt
die medikamentöse Abortinduktion, so sind bei weiter bestehender Schwangerschaft
Schädigungen des Foeten nicht ausgeschlossen.
Derzeit wählen aber in Frankreich
etwa 80% der Frauen innerhalb der ersten sieben Schwangerschaftwochen diese
medikamentöse Verfahren.
Mifegyne wird aber nicht über den
Apothekenladentisch zu haben sein, sondern wird nur von zu Schwangerschaftsabbrüchen
autorisierten Ärzten eingesetzt werden. Auch in Frankreich wird diese
Pille ausschließlich von staatlich anerkannten Einrichtungen für
Familienplanung abgegeben.Über die Abgabe und den Erhalt des Präparates
sind Nachweise zu führen.
Auch darf die Pille nur innerhalb der
ersten 7 Wochen genommen werden. Anzustreben wäre das englische oder
schwedische Modell, daß die Anwendung der Pille innerhalb von 9 Wochen
zuläßt!