Tagebuch
Erwachen aus der Kurzzeitnarkose. Die Haut brennt wie Feuer und die Augen sind wie zugeklebt. Ich betaste vorsichtig mein Gesicht und fasse in eine dicke Schicht Vaseline. Da ich nur für eine Nacht in der Klinik bleibe und die nächste Zeit im Gästezimmer meiner Freundin zu verbringen gedenke, begutachtet der Arzt nochmals sein Werk: "Wunderbar, keine Blutung, Sie können morgen die Klinik verlassen. Aber halten Sie sich an die Vorschriften, damit Sie keine Infektion bekommen."
Die Vorschriften:
regelmäßige Waschungen mit verdünnten Obstessig und zwar im Verhältnis 1:10, bis die Schwellungen verschwinden
dicke Schichten Vaseline auftragen
Antibiotika und Virostatika schlucken wegen der Infektionsgefahr
einige Tage Bettruhe
1.Tag: mein Gesicht ist angeschwollen und meine Augen zwei Schlitze. Meine Freundin, die mich abholt, stößt einen spitzen Entsetzensschrei aus: "Du siehst aus wie ein rotäugiger, brasilianischer Ochsenfrosch!" Das wäre ganz normal, meint die freundliche Schwester, und ich bräuchte mir keine Sorgen machen. Zu Hause sage ich nicht viel, belege das Gästezimmer und gebe mich Essigwaschungen hin. Ich bedecke mein glühendes Gesicht abwechselnd mit getränkten Essigumschlägen und Vaseline.
3.Tag: Das Ochsenfroschstadium ist überwunden, jetzt sehe ich nur mehr aus wie eine tibetische Bauersfrau nach einem starken Sonnenbrand. Und immer wieder Essiglösung in Wechsel mit Vaseline.
4.Tag:die weißlichen Belege auf meinem Gesicht sind keine Vaselin-Reste, sondern meine Haut, die sich zu lösen beginnt. Das sind also die harmlosen Krusten und Belege, die man nicht wegen dem Narbenrisiko abkratzen darf. Glücklicherweise ist der angekündigte Juckreiz noch nicht eingetreten!
7.Tag: Die Schwellung ist verschwunden, die Haut hat sich ohne Narbenbildung und Juckreiz gehäutet- dank der unermüdlich durchgeführten Essigumschläge - aber ich habe den Teint eines Rotgesichtsmakkaken. Das Ergebnis ist noch nicht überzeugend: Der Teint ist glatt und straff, aber dunkelrot, wie nach einem Sonnenbrand.
8.Tag.bis 8 Woche: Ganz langsam wird die Haut blasser. Auf ein deckendes Make-Up oder Camouflage kann nicht verzichtet werden. Die Rötung ist mal schwächer, mal stärker und auch abhängig von Umwelteinflüssen, wie Hitze, Stress, Alkoholgenuss etc.
Ab der 12.Woche kann ich endlich die Haut als normal betrachten, sie reagiert aber nach wie vor kurzfristig mit hektischer Röte auf Umwelteinflüsse.
Was das Schönste ist: Keine Falten, das Gesicht und der Hals wirken straffer und auch keine Narben sind zurückgeblieben. Aber die ersten Wochen waren schmerzhaft und wer nicht mindestens 4 Wochen Urlaub einplanen kann , muss sich entweder outen oder dumme Kommentare anhören! Wenn es ein paar Jahre anhält, dann hat sich der Eingriff aber trotz aller Unbequemlichkeiten gelohnt!
Ach ja, die leidigen Kosten: bei einem Spezialisten und ohne längeren Klinikaufenthalt: ca. DM 6000.-